In der aktuellen Ausgabe der brand eins erschien ein Artikel über die Restrukturierung des Keksherstellers Bahlsen. Restrukturierung hat ja vordergründig erstmal nichts mit Innovation zu tun. Beim Lesen der Geschichte fällt allerdings auf, dass es sehr viele Parallelen zwischen dem Umbau eines Unternehmens und der Einführung eines innovativen Produkts im Mittelstand gibt.
Werner M. Bahlsen hatte sich entschieden, kräftig umzubauen. Ein Werk sollte geschlossen werden, Produkte aus dem Sortiment genommen und sogar der Ausstieg aus dem Weihnachtsgeschäft vollzogen werden. Diesen Plan hatte er von einer renommierten Unternehmensberatung entwickeln lasssen. Nur leider, war dieser zum Scheitern verurteilt. Denn Herr Bahlsen hatte keine seiner Führungskräfte in die Entscheidungen einbezogen und entsprechend war die Reaktion: Die Mannschaft fühlte sich übergangen und weigerte sich zu folgen. Zitat Bahlsen: „Der Prozess, den wir mit McKinsey angestoßen hatten, war kein Bahlsen-Projekt. Unsere Leute waren nicht an Bord.“
Innovationen zeichnen sich oft durch gravierende Änderungen in Produktionsprozessen oder durch ein Umdenken bei den Beteiligten aus. Ganz besonders, wenn es um Durchbruchsinnovationen geht. Wenn man hier nicht von Beginn an die Schlüsselpersonen beispielsweise aus Entwicklung, Planung, Produktion und Vertrieb einbindet, wird das neue Konzept in der Regel weder von der Belegschaft getragen noch von motivierten Mitarbeitern gepusht. Ein Scheitern ist vorprogrammiert.
Nachdem Bahlsen das ursprüngliche Konzept in die Tonne geklopft hatte und noch mal neu mit einem Projektleiter begann, der alle Schlüsselpersonen mit einband, lief es rund. Die Mitarbeiter waren motiviert und es entstanden gemeinsam mit einer weiteren Beratungsfirma Ideen, hinter denen das gesamte Team stand. Allerdings mussten auch einige Weichen hierfür gestellt werden. So entschieden bei Bahlsen traditionell die Ingenieure, welche Kekssorten hergestellt wurden. Denn sie entwickelten die Maschinen und Produktionsstraßen. Dies musste man ändern. In Zukunft sollten hier Marketing und Produktmanagement stärker in die Entscheidungen eingebunden werden. Und wenn die Ingenieure zu einem Konzept „geht nicht“ sagen, sucht man sich externe Hilfe, um es umzusetzen.
Da sind wir sehr dicht am Thema Innovation. Auch hier darf vor allem im jungfräulichen Ideenprozess kein „geht nicht“ für ein Ausbremsen sorgen.
Natürlich sind wir alle erstmal gerne bequem. Davon wird sich kaum einer freisprechen können. Und wenn wir uns oder unsere Arbeitsweise oder unsere Umgebung ändern sollen, ist das mit viel Energieaufwand verbunden. Das fällt dem einen leichter als dem anderen. Das bedeutet: Wenn es intern mentale Barrieren gibt, die sich in Personen oder Stimmungen manifestieren, müssen diese durchbrochen werden. Im Idealfall sanft und mit Diplomatie, im Zweifel auch mit fester Hand. Nur so sind Durchbruchsinnovationen möglich (siehe Waltons-Prinzip©).
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