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Studie zum Nutzen von Innovation Spaces

15. Juli 2019

Für NEU Innovation ist die Ruhr-Universität Bochum der Frage nachgegangen, was die Beweggründe für Unternehmen sind, in Innovations- und Kreativbereiche zu investieren – und in wie weit sich der Nutzen messen lässt. Für die empirische Studie haben Charlene Ewen, Kira Meierotte, Linda Klein, Hülya Öncel von der Wirtschafts-Fakultät der Ruhr-Uni Interviews mit Organisationen unterschiedlicher Größe und Branchen geführt.

Die Befragung fand im Frühsommer 2019 statt und die Ergebnisse wurden in den Räumen von NEU in Düsseldorf sowie im Ratssaal des historischen Rathauses der Stadt Bochum vorgestellt. Eine Zusammenfassung der Arbeit finden Sie nachfolgend.

Ruhr-Universität Bochum Studie zum Nutzen von Innovation Spaces Präsentation
Das Projektteam: Hülya Öncel, Linda Klein, Charlene Ewen, Kira Meierotte (v.l.)

Wissenschaftlich betreut wurde das Projekt durch Prof. Dr. Nicola Werbeck und Dr. Anna Talmann.

Um der Frage nach dem Nutzwert nachzugehen, wurden sowohl Unternehmen befragt, die bereits Innovation-Spaces/Kreativräume betreiben, als auch Organisationen, die eine Einrichtung in Kürze planen oder sich gegen eine Investition entschieden haben.

Innovation Space, der (m)

Eine räumliche Fläche innerhalb eines Unternehmens, die aus einem oder mehreren zusammenhängenden Räumen besteht, die für Kreativ- und Ideenarbeit ausgestattet und gestaltet ist. Innovation Spaces sind 70 bis einige hundert Quadratmeter groß und bestehen in der Regel aus unterschiedlichen Zonen: Workshopbereich(e), Experimentierbereich(e), offene Arbeits- und Kommunikationsbereiche („Open Space“), Rückzugsbereiche für Konzentrations- und Regenerierungsphasen.

Ein Innovation Space dient primär der Kollaboration und ist Teil der New-Work-Kultur. Daher wird er meist auch für Ideenprozesse und Teamevents eingesetzt, die jenseits der reinen Innovationsarbeit liegen.

Synonyme: Creative Space, Kreativraum, Kreativbereich, Ideenlabor, Innovation Lab, Innovationsraum

Kernfrage: Welchen Nutzen erhoffen sich Unternehmen?

Folgende Punkte wurden (in der Reihenfolge) am häufigsten als Erwartung bei der Einführung von Kreativräumen genannt:

  • Kulturveränderung
  • Verbesserte Kundenzufriedenheit
  • Generieren neuer Erlösquellen
  • Umsatzsteigerung
  • Optimieren von internen Prozessen
  • Image-Gewinn
  • Förderung der Teamarbeit

Befragt wurden hierfür Unternehmen, die bereits einen Innovation Space betreiben oder sich kürzlich für die Einführung entschieden haben. Wobei diese zwischen 400 und 75.000 Mitarbeitern beschäftigen und zwischen 230 Mio. und 17 Mrd. Umsatz machen.

Was spricht dagegen?

Um herauszufinden, was gegen die Einführung eines Innovation Space spricht, wurden Firmen befragt, die noch keine Kreativräume haben oder sich explizit dagegen ausgesprochen haben. Diese Unternehmen haben eine Größe zwischen 16 und 3.800 Mitarbeitern und haben folgende Hauptgründe genannt, die aus Ihrer Sicht gegen die Einführung eines Innovation Spaces sprechen:

  • Erwartete hohe Kosten
  • Platzbedarf
  • Risiko der Nichtnutzung/Ablehnung durch die Mitarbeiter
  • Benötigte personelle Ressourcen
  • Fehlende Grundhaltung für agile Raumformate

Interessanterweise wurden auch von den Unternehmen mit aktivem Innovation Space die ersten drei Punkte als mögliche Verhinderungsgründe genannt, über die bei der Entscheidung diskutiert wurde.

Das Thema ist für viele (noch) nicht auf der Agenda

Bei den Unternehmen, die keinen Innovation Space haben und diesen auch nicht planen, wurde überraschend oft erwähnt, dass es hierzu noch keine Diskussion auf Führungsebene gibt – und oftmals schlicht das Wissen zu solchen modernen Raumtypen und den Einsatzmöglichkeiten fehlt. Wie bei allen Themen rund um moderne Arbeitswelten ist es eine Managementaufgabe, solche Themen auf die Agenda zu heben.

Emotionale Entscheidungsfindung – aber trotzdem kontrollierbar

Während Bauprojekte gerne rational auf Basis von Fakten und Bedarfsberechnungen geplant werden, ist dies bei der Einführung von ideenfördernden Arbeitsumgebungen anders: Bei allen befragten Unternehmen, die sich für einen Innovation Space entschieden haben, sind 50–75 % der Entscheidungsgründe auf der emotionalen Seite zu finden.

Spannend wird es bei der Frage, wie sich der angestrebte Nutzen nach Fertigstellung belegen lässt. Hier haben die Unternehmen zwar erkannt, dass sich Kreativität und Innovation schwer in Zahlen ausdrücken lassen, nutzen aber durchaus sinnvolle Messmethoden für die Bewertung der Investition:

  • Auslastungs-/Buchungsquote der Räume/Bereiche
  • Mitarbeiterbefragungen zu gefühltem Nutzen und Zufriedenheit
  • Feedback-Auswertung von Gästebüchern und Besucherstimmen

Kulturveränderung braucht mehr als ein paar Sitzsäcke

Die Arbeit der Ruhr-Universität zeigt, dass mehr als der reine Innovationsgedanke hinter der Einführung von Kreativräumen steckt. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum Innovation-Space-Projekte oftmals bei den Verantwortlichen für Innovation und Digitalisierung verortet sind – sich aber meistens mit einer aktiven Kulturveränderung im Unternehmen beschäftigen. Die dafür notwendige Akzeptanz der Räume bei den Mitarbeitern bürgt ein ernstzunehmendes Risiko, das es zu kalkulieren gilt: Wenn das Projekt unprofessionell oder halbherzig umgesetzt wird, ist das Thema „neue Arbeitsraumformen“ für lange Zeit in der Belegschaft verbrannt. Verhindern lässt sich dies, wenn man den Einfluß der Arbeitsumgebung entsprechend hoch bewertet und sich nicht von der reinen Optik und schicken Möbeln blenden lässt.

Sinnvoll ist hier beispielsweise ein Blick auf die Arbeitsplatz-Wohlfühl-Pyramide nach Dr. Jacqueline Vischer, Professorin für Workplace Design in Montréal. Die drei Stufen einer nutzbaren Arbeitsumgebung helfen zu verstehen, in welche Schritte investiert werden muss:

Wohlfühlpyramide in Arbeitsräumen mit Voraussetzung für Kulturveränderung in Veränderungsprozessen

Auf Stufe 1 über der Grenze der Nutzbarkeit geht es darum, die Sicherheit des Arbeitsplatzes zu gewährleisten: Licht, Heizung, Brandschutz, Schreibtisch. Etwas, das an jedem Arbeitsplatz zu erwarten ist. Ein Return-on-Investment ist für Unternehmen ab der zweiten Stufe zu erzielen. Denn auch modern eingerichtete Räume haben auf Stufe 1 keinen verbessernden Einfluss auf das Arbeitsergebnis. Erst mit funktionalen Vorteilen (Stufe 2) – beispielsweise passenden Meetingmöglichkeiten, mobilen Möbeln, stimulierendem Licht oder Akustikelementen – wird erreicht, dass die Prozesse und Qualität der Arbeitsergebnisse verbessert werden. Stufe 3 ist unverzichtbar für Organisationen, die sich in Veränderungsprozessen befinden oder eine Verbesserung der Kultur anstreben. Auf Stufe 3 hat das Arbeitsumfeld direkten Einfluss auf soziale Faktoren, wie die Identifikation mit dem Arbeitsplatz, Kreativität, Befreiung von Silodenken und Kollaboration. Stufe 3 ist ohne intensive Einbindung der Beschäftigten in den Entstehungsprozess nicht zu erreichen – und bedarf mehr als reiner Architekturleistung.

Vielen Dank an das Projektteam der Ruhr-Universität und alle Personen, die die Studie unterstützt haben.

Wenn Sie weitere Fragen zu der Studie oder der nachhaltigen Einführung neuer Arbeitsplatzformen haben, rufen Sie uns gerne an oder schreiben Sie uns eine Nachricht.

Ein paar bebilderte Beispiele von Innovation und Creative Spaces finden Sie hier.

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