Eigentlich war die Frage simpel. Doch die Mail, in der sie steht, liegt seit zwölf Tagen im Posteingang, gelesen, mit roter Fahne markiert. Du hättest sie kurz und knapp beantworten können, wenigstens sagen, dass du dich in ein paar Tagen meldest oder nicht helfen kannst.
Du öffnest den Anhang noch einmal, eine 25-seitige Präsentation, zu der deine ehemalige Kollegin eine Kleinigkeit wissen wollte. Gleich musst Du in einen Call. Resigniert schließt du die Präsentation wieder, schiebst die E-Mail in den mit „Später“ betitelten Ordner. Mails, die dort liegen warten auf ein Später, das es nie geben wird. Denn irgendwann ist das Später zu spät, und die Unhöflichkeit kann nicht mehr aus der Welt geräumt werden.
Überlastung, Reizüberflutung, digitale Erschöpfung: Unser Gehirn priorisiert permanent. Kommunikation kommt dabei oft unter die Räder. Wir zeigen euch, was ihr tun könnt, um den Kontakt nicht zu verlieren.
Ghosting hat längst den Arbeitsalltag erreicht. Eine große Datenanalyse kanadischer Forschenderin Zusammenarbeit mit Microsoft zeigt: 16 Prozent aller Arbeitnehmer antworten auf mindestens eine dienstliche Mail am Tag nicht.
Natürlich gibt es Newsletter oder Infomails, die nicht beantwortet werden müssen. Doch auf persönliche Mails, Anfragen oder Angebote solltet ihr immer reagieren. Das müssen wir euch kaum sagen. Dennoch passiert es immer wieder. Und auch, wenn es im Job meist weniger emotionalen Schaden anrichtet als beim Dating, hat das Ghosten für beide Seiten Folgen.
Ghosting im Job ist wohl in den seltensten Fällen böse gemeint. Wir kriegen schlicht zu viele Nachrichten, sind übersättigt von den Möglichkeiten der Kommunikation: Chats haben sich in der internen Kommunikation längst etabliert, vielerorts auch in der mit festen Kunden. Dazu kommen Messengerdienste, Kollaborationstools, Social Media und, wenn auch nicht mehr flächendeckend, das gute alte Telefonat (oder der modernere Videocall zwischendurch).
Oft ist gar nicht allen klar, welcher Kommunikationsweg für das eigene Anliegen geeignet ist. Die E-Mail ist es übrigens in den seltensten Fällen. Sie ist so umständlich wie ein Brief, nur dass sie schneller da ist.
Das ist einer der Gründe, warum E-Mails so oft nicht beantwortet werden. Ein anderer: Das Formulieren ist aufwendiger. Der Ton muss stimmen, die Grußformel zum Adressaten passen, und es ist schlicht nicht immer ersichtlich, ob eine Antwort erwartet wird.
Auch wenn Mails außerhalb der Kernarbeitszeiten kommen, laufen sie eher Gefahr, unbeantwortet zu bleiben. Ebenso, wenn sie mit großen Anhängen verschickt werden, zu lang sind, oder zu komplex getextet.
Im Recruiting ist das Ghosting relativ weit verbreitet. Bewerber ghosten Arbeitgeber, die sie zum Vorstellungsgespräch einladen oder ihnen einen Job anbieten möchten, Unternehmen melden sich trotz anders lautender Versprechen nie auf eine Bewerbung oder nach dem Vorstellungsgespräch zurück. Einer aktuellen Stepstone-Studie zufolge haben 70 Prozent aller Recruiter und 64 Prozent der Jobsuchenden bereits solche Erfahrungen gemacht.
Sowohl aus der internen als auch aus der externen Kommunikation (etwa mit potenziellen Kunden oder im Recruiting) ist die E-Mail noch lange nicht als Kommunikationsmittel wegzudenken.
Umso wichtiger ist es, klare Kommunikationsregeln aufzustellen. Was muss per E-Mail besprochen werden, was über einen anderen Weg? Wie oft müssen Mitarbeitende ihre E-Mails checken und beantworten? Was darf, soll, muss drinstehen, was nicht?
Schon beim Verfassen von Mails könnt ihr übrigens viel dafür tun, dass ihr eine Antwort bekommt. Kommt schnell zum Punkt, schickt die E-Mail tagsüber ab, aber nicht kurz vor Feierabend, und erwartet keine umgehende Reaktion. Wenn es dringend ist, ist der Griff zum Telefon immer noch die beste Möglichkeit, eine Antwort zu erhalten.
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