Wenn Herr A. morgens das Großraumbüro betritt, stellt er die Klimaanlage auf die höchste Stufe. Im Büro ist es warm, denn über Nacht lief die Heizung. Wenig später betritt Frau B. den Raum: Puh, ist das kalt hier! Sie dreht die Klimaanlage wieder herunter – und die Heizung auf.
Herr A. kommt schon ins Schwitzen, wenn er die Heizung nur anschaut, Frau B. wickelt sich einen Schal um den Hals, sobald sie das Wort Klimaanlage hört. Bei der Raumtemperatur kommen die beiden einfach nicht auf einen Nenner.
Der Kleinkrieg ums Thermostat könnte leicht als persönliche Empfindlichkeit gedeutet werden. Doch hinter den Reaktionen der beiden Kollegen auf die Raumtemperatur steckt weit mehr (und das übrigens nicht erst, seit Coronaviren uns regelmäßiges Lüften abverlangen, auch wenn es draußen kalt ist).
Die Umgebungstemperatur beeinflusst nämlich nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch die Leistungsfähigkeit. Das haben Ökonomen und Sozialforscher der University of California (USC) und des Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) herausgefunden. Frauen arbeiten der Studie zufolge besser, wenn sie es warm haben, Männer hingegen bringen bessere Leistungen, wenn es im Büro etwas kühler ist.
Sollten wir unsere Büros also nach Geschlechtern trennen? Nein, denn auch das wäre sowohl für die Produktivität als auch für die Innovationsfähigkeit kontraproduktiv. Wir erklären, wie es besser geht.
Für die USC-Studie mussten 543 Probanden in unterschiedlich warmen Räumen Mathe-, Sprach- und Logikaufgaben lösen: Einmal unter 21 Grad Celsius, einmal im Bereich zwischen 21 und 27 Grad, sowie über 27 Grad. Die Frauen schnitten in den wärmeren Bereichen deutlich besser ab, die Männer hingegen tendenziell, aber nicht ganz so deutlich, in den kälteren.
Einzig bei den Logikaufgaben schien die Temperatur keinen signifikanten Unterschied zu machen.
Die Forscher raten deshalb dazu, Büroumgebungen tendenziell wärmer zu gestalten, um die Produktivität insgesamt zu steigern. Zwischen 21 und 27 Grad schnitten Männer und Frauen nämlich sogar ähnlich gut ab. Kälter sollte es auf keinen Fall sein. Wird es wärmer, haben die Frauen einen klaren Vorteil, während die Männer nur einen kleineren Nachteil haben.
Aber Achtung: Zu hoch darf die Temperatur auch nicht sein. Bei extremer Hitze leidet die Leistungsfähigkeit geschlechterübergreifend.
Der tägliche Kampf ums Thermostat ist nicht nur nervig, sondern auch kontraproduktiv. Besser wäre es, gerade in Hinblick auf die Studienergebnisse, einen idealen Temperaturbereich festzulegen und Heizung und Klimaanlage intelligent zu steuern, statt den Mitarbeitern die Kontrolle über die Temperatur zu überlassen.
Dabei müssen natürlich vorab Kompromisse geschlossen werden. Schließlich darf die Temperatur auch als Wohlfühlfaktor nicht unterschätzt werden. Bestimmte Arbeitsbereiche oder Räume sollten deshalb wärmer gestaltet werden als andere.
Und eines sollte uns mittlerweile allen klar sein: In regelmäßigen Abständen muss frische Luft ins Büro (oder der Büromensch an die frische Luft), egal wie kalt es draußen ist. Die hilft nämlich nicht nur gegen virenbelastete Aerosole, sondern pustet gewissermaßen auch frischen Wind und neue Ideen ins Gehirn. Immerhin haben die allermeisten von uns ja mittlerweile gelernt, wie man richtig stoßlüftet.
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