Haben Sie schon mal versucht, neben einem laufenden Presslufthammer einen komplizierten Quartalsbericht zu schreiben? Müssen Sie ja zum Glück nicht. Und die Bauarbeiter, die den Presslufthammer normalerweise bedienen, tragen dabei nicht umsonst einen Ohrenschutz.
Lärm senkt die Konzentrationsfähigkeit, deshalb könnten Sie sich bei Baustellenlärm wohl kaum auf Quartalszahlen konzentrieren. Das mag bei Bautätigkeiten weniger dramatisch sein als bei Büroarbeit.
Für beides gilt allerdings: Auf Dauer macht Lärm krank. Und gerade, weil der Lärm im Büro oft nicht als solcher erkannt und bekämpft wird, ist er ebenso gefährlich wie Baustellenlärm.
Sicher haben Sie im Büro weder Presslufthammer noch Kreissäge stehen. Einem Lärmpegel von rund 90 Dezibel, der auf Baustellen üblich ist, dürften Sie dort also kaum ausgesetzt sein. Doch Messungen zeigen, dass es auch in (Großraum)-Büros laut werden kann: bis zu 70 dB. Störend auf die Produktivität wirken sich allerdings schon 40 dB aus.
Tastengeklapper, Telefonklingeln, das Summen des Kopierers, eine knallende Tür, Papierrascheln oder die geflüsterte Unterhaltung von Kollegen: Schon diese vermeintlich unaufdringlichen Geräusche können die Arbeit empfindlich stören.
Kurzfristig macht dieser leise Lärm hauptsächlich müde und senkt damit die Produktivität. Denn anders als etwa die regelmäßigen Rhythmen von Musik lenkt er vom Arbeiten ab. Die Konzentration wird gestört und das Gehirn muss mehr Leistung bringen, um bei der Sache zu bleiben. Das aber kostet Energie.
Genau wie lauter Lärm kann auf Dauer auch leiser Lärm krank machen. Denn die ständigen akustischen Störungen sorgen außerdem für Stress. Evolutionsbiologisch ergibt das Sinn: Schließlich waren plötzlich auftretende Geräusche für unsere Vorfahren Warnsignale, die den Körper sofort in Alarmbereitschaft versetzten.
Ein Türenknallen bedeutet für uns heute natürlich keine Lebensgefahr mehr. Doch die körperliche Reaktion ist die gleiche: Der Blutdruck steigt. Wenn das zum Dauerzustand wird, können neben Kopfschmerzen auch Störungen des Magen-Darm-Trakts oder Schlafstörungen folgen.
Nicht jeder Lärm lässt sich vermeiden. Schließlich brauchen Sie Tastaturen und Kopierer. Und schließlich sollen Ihre Mitarbeiter sich unterhalten können – und zwar nicht nur im Flüsterton. Für die Kollaboration ist das schließlich ungemein wichtig.
Wichtig ist nur, dass sie dabei nicht die Arbeit von anderen stören. Zusammenarbeit und Austausch werden nicht verbessert, indem man Schreibtische möglichst nah zusammenstellt. Und das Großraumbüro sorgt nicht dafür, dass Kollegen sich mehr unterhalten – eher im Gegenteil.
Sorgen Sie stattdessen dafür, dass jeder Mitarbeiter die Gelegenheit hat, eine zur jeweils anstehenden Aufgabe passende Arbeitsumgebung zu finden. Wer einen Quartalsbericht schreiben oder ungestört ein Kundentelefonat führen möchte, sollte das in möglichst leiser Umgebung an einem Einzelarbeitsplatz tun können. Im Idealfall gibt es Stillarbeitszonen, in denen keinerlei Gespräche stattfinden.
Und wer sich mit Kollegen austauschen möchte, sollte dazu vom Schreibtisch aufstehen und eine kommunikationsfördernde Umgebung wählen können. Der klassische feste Arbeitsplatz hat in einem solchen Szenario ausgedient. Und das ist auch gut so.
Übrigens: Schauen Sie sich doch mal unser Team-Office-Prinzip an. Dort erklären wir, welche Vorteile die Aufteilung des Büros in Arbeitszonen hat – mal abgesehen davon, dass keiner Ihrer Mitarbeiter sich nach einem Arbeitstag so fühlt, als habe er neben einem Presslufthammer gearbeitet.
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