Wann haben Sie sich das letzte Mal gelangweilt? Keine Ahnung? Versuchen Sie es doch mal: Tun Sie nichts, denken Sie an nichts Wichtiges – eine halbe Stunde lang.
Wenn Sie das geschafft haben, können Sie an dieser Stelle aufhören zu lesen. Aber wenn Sie noch da sind, werden wir Ihnen jetzt erklären, warum Sie es nicht geschafft haben – und wieso Menschen, die es können, oft bessere Ideen haben.
Sich auf Knopfdruck zu langweilen ist in etwa so schwer, wie fünf Minuten lang nicht an ein Eichhörnchen zu denken, nachdem Sie dazu aufgefordert wurden. Sie haben womöglich seit Jahren nicht mehr an Eichhörnchen gedacht. Und plötzlich wuseln die putzigen Tierchen in Scharen durch Ihr Bewusstsein.
Die gute Nachricht: Sie sind nicht schuld. Unser Gehirn fokussiert sich nun mal gerne auf bestimmte Dinge. Das können Eichhörnchen sein. Die hüpfen aber bald wieder weg und sind außerdem weitgehend harmlos.
Wenn aber ein perfides, kleines Gerät namens Smartphone ins Spiel kommt, auf dem allerlei Apps permanent und rund um die Uhr um Ihre Aufmerksamkeit konkurrieren, ist das schon wesentlich problematischer.
Wann hatten Sie das letzte Mal eine richtig gute Idee? Vielleicht war es im Urlaub am Strand, als Sie Ihr Handy im Hotelzimmer vergessen hatten. Oder bei einem Spaziergang mit dem Hund. Oder unter der Dusche.
Mit Sicherheit war es jedenfalls nicht just in dem Moment als die Benachrichtigung über eine Nachricht von Tante Else auf dem Smartphone-Bildschirmrand auftauchte, während Sie auf dem Sofa sitzend bei eingeschaltetem Fernseher zwischen den Headlines des Tages, einer Onlineshopping-Plattform und dem Insta-Feed hin und her wechselten.
(Hört sich anstrengend an, wenn man das so schwarz auf weiß liest oder? Beschreibt aber eine alltägliche Art der Smartphone-Nutzung.)
Sicher ist: Dank Smartphone muss sich niemand jemals mehr langweilen. Jede noch so kleine Leerlaufphase – und sei es ein Gang vom Schreibtisch auf die Toilette–- kann mit Inhalt gefüllt werden. Mehr als 40 Prozent aller US-amerikanischen Smartphone-Nutzer nimmt das Gerät sogar mit ins Bett. Hierzulande dürfte es kaum anders aussehen. Langeweile ist schließlich nur was für Langweiler, oder?
Sicher ist aber auch: Wenn wir uns langweilen, passiert in unserem Gehirn etwas Fantastisches. Es schaltet in eine Art Leerlaufmodus. Neurowissenschaftler nennen ihn Default Mode. Und in diesem Modus werden wie zufällig neue neuronale Verknüpfungen erstellt.
Vereinfacht gesagt bedeutet das: In Momenten der Langeweile bereitet Ihr Hirn den Nährboden für Ihre besten Ideen.
Stellen Sie sich Ihr Gehirn einfach vor wie ein großes Bällebad. Wenn Sie bewusst denken, heben Sie jeden Ball einzeln hoch und legen ihn wieder weg. Wenn Sie sich langweilen ist das, als würde ein Kind durchs Bällebad hüpfen. Die Bälle geraten in Bewegung und dabei werden auch mal die Kugeln nach oben befördert, die jahrelang auf dem Boden lagen.
Spätestens wenn Sie erkennen, dass Ihr Handy einen ähnlichen Stellenwert hat wie die Lieblingspuppe für Ihr Kleinkind, und wenn Sie immer öfter das Gefühl haben, nicht mehr kreativ arbeiten zu können, ist es höchste Zeit, das Smartphone wegzuschließen.
Es gibt viele Situationen, in denen Sie getrost auf das Gerät verzichten können. An der roten Ampel (!), beim Warten an der Supermarktkasse, beim Bügeln oder sogar bei einem langatmigen Film zucken die Finger gerne nach dem Handy, um „mal eben“ zu schauen, ob es etwas Neues gibt.
Und wenn Sie auf der Arbeit eine Denkblockade haben, schließen Sie das Handy in die Schublade und schauen Sie aus dem Fenster. Das ist allemal hilfreicher.
Aber auch ein Spaziergang, ein Friseurbesuch, eine Zugfahrt oder ein Abendessen mit Freunden bietet eine perfekte Gelegenheit, das Handy mal in der Tasche zu lassen und sich ganz auf die echte Umgebung zu fokussieren. Hilfreich ist oft auch ein Kurzurlaub im Funkloch. Und: schalten Sie jegliche Push-Benachrichtigungen aus.
Wenn gar nichts hilft – Gewohnheiten lassen sich schließlich nicht einfach von jetzt auf gleich ändern – installieren Sie sich eben eine App, die Sie daran erinnert, weniger Zeit mit dem Smartphone zu verbringen. So wie Forest: Die App öffnen Sie, wann immer Sie eine halbe Stunde ohne Ablenkung brauchen. So lange dauert es, dort einen virtuellen Baum zu pflanzen und aufzuziehen. Schließen Sie die App vorher, stirbt Ihr Baum.
Übrigens: Gar nicht langweilig, aber trotzdem in hohem Maße kreativitätsfördernd sind unsere Räume für Ideen. Darin haben Sie gar nicht das Bedürfnis, nach dem Handy zu greifen, versprochen. Und: nicht nur Langeweile macht kreativ. Auch Bewegung, Abwechslung und die Kreativität stimulierende Arbeitsumgebungen können zu besseren Ideen führen. Besuchen Sie uns doch mal in unserer Workshoplocation Zur Goldenen Idee und überzeugen Sie sich selbst davon, wie eine solche moderne Arbeitsumgebung aussehen kann.
Buchtipp: Die US-amerikanische Journalistin Manoush Zomorodi hat sich intensiv mit dem Einfluss des Smartphones auf die Fähigkeit zum Langeweilen und zum kreativen Denken beschäftigt. Ihre Ergebnisse beschreibt sie in „Bored and Brilliant.“ Einen Vorgeschmack bietet ihr TED-Talk zum Thema.
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