Kennen Sie Marcel? Marcel war in der Schule immer und überall der Beste. Ein Einserschüler, nicht nur in Mathe und Physik, sondern auch in Englisch und Geschichte. Am liebsten aber mochte Marcel den Deutschunterricht. Man sah ihn in fast jeder Pause mit einem Roman oder einem Drama in der Hand.
Goethe, Fontane, Brecht, Kafka – kein Stil war ihm zu verworren, keine Materie zu komplex. Wenn er nicht las, schrieb er selbst. Er gehörte zwar nicht zu den größten Künstlern, war aber doch überdurchschnittlich kreativ.
Marcel hätte jeden Karriereweg einschlagen können. Er wählte einen, der alle überraschte: Marcel studierte Jura. Und wenn man ihn fragte, warum nicht Germanistik oder wenigstens Deutsch auf Lehramt, kam stets diese Antwort: Er wolle einen Job mit guten Karrieremöglichkeiten.
Sicher kennen auch Sie einen Marcel. Und vielleicht erinnern Sie sich auch noch daran, was Sie mal werden wollten, bevor Sie in einem schlecht gelüfteten Büro landeten, in dem Sie nun Tag für Tag Zahlen in einen Computer tippen.
Wollten Sie Arzt werden? Schauspieler? Pilot? Vielleicht Fotograf, Tierpfleger, Reiseführer, Anwalt, Manager oder Architekt? Die beliebtesten Berufe der Deutschen sind alte Bekannte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Jobportals Xing. Einzig auf Platz drei der Top Ten ist ein neuerer Beruf: Software-Entwickler.
In ihren Traumjobs arbeiten allerdings anscheinend wenige Menschen. Laut der Studie würden nämlich fast zwei Drittel der Befragten einen anderen Karriereweg einschlagen, wenn sie neu entscheiden könnten. Und der Großteil gab an, dass ihr Traumjob erst noch erfunden werden müsse.
Woran liegt das? Und wieso geht offenbar ein Großteil von uns einer Arbeit nach, die uns nicht zufrieden stellt? Trachtet die New-Work-Philosophie nicht danach, dass alle Menschen etwas tun, das sie erfüllt und wozu sie wirklich Lust haben?
Und: Würde es uns wirklich glücklicher machen, nochmal von vorne anzufangen und einen anderen Weg zu wählen?
Nein. Es bedeutet nicht, dass jeder seinen Job ändern muss. Es zeigt lediglich, dass wir noch viel mehr tun müssen, um eine neue Arbeitsrealität zu etablieren. Dazu gehören Flexibilität von Arbeitgeber wie von Arbeitnehmer und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Dazu gehört aber vor allem, dass Arbeitgeber viel mehr als bislang auf die individuellen Talente und Eigenschaften der einzelnen Arbeitnehmer schauen müssen, um diese sinnvoll für das Wohl der Mitarbeitenden und der Organisation einzusetzen. Denn zufriedene Arbeitnehmer sind produktive (und überaus treue) Arbeitnehmer.
Zurück zu Marcel: Sicher ahnen Sie, dass er sein Studium mit Prädikatsexamen absolvierte. Heute arbeitet er als Staatsanwalt und Belletristik liest er, wenn überhaupt, nur noch im Urlaub. An ihre Stelle sind Gesetzestexte getreten.
Klingt, als hätte er seine Karriere verfehlt. Aber Marcel ist ziemlich gut in dem, was er macht. Weil seine Fähigkeiten – das Lesen und Verstehen vermeintlich langweiliger und komplexer Texte – in seinem Beruf sehr gefragt sind.
Und: Seine Kreativität ist ihm beim Auslegen von Gesetzestexten behilflich. Rechtssprechung ist schließlich immer auch Interpretation. Und da ist Ideenreichtum gefragt. Marcel wird in seinem Job täglich positiv herausgefordert – und das ist die Grundlage für eine Arbeit, die zufrieden macht.
Sollten Sie die Talente Ihrer Mitarbeiter noch stärker für die Entwicklung Ihrer Organisation einsetzen wollen, lassen Sie uns gerne reden. Nach dem Team-Office-Prinzip entsteht auch bei Ihnen eine Grundlage, die eigenverantwortliches Handeln und Zufriedenheit im Job fördert.
Übrigens: Auch wir suchen noch immer nach einer Job-Bezeichnung für das, was wir tun. Denn den Beruf gab es bisher tatsächlich noch nicht 😁
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