TELEFON +49(0)211 966681-0

Innerlich gekündigt, äußerlich loyal

15. September 2025

Wann habt ihr zuletzt darüber nachgedacht, einfach alles hinzuwerfen und zu kündigen? Die meisten von uns haben diese Gedanken im Laufe ihrer Karriere immer mal wieder, manche sogar ständig.

Andere haben schon längst innerlich gekündigt, verharren aber jahrelang in einem Job, den sie maximal noch nach Vorschrift erledigen. Warum aber bleiben so viele, obwohl sie gehen wollen oder mindestens mit dem Gedanken spielen?

Verlustangst, mentale Entscheidungsbarrieren und soziale Bindungen spielen eine größere Rolle, als vielen bewusst ist. Wir zeigen euch, was Unternehmen daraus lernen können – und wie ihr innere Kündigungen früh erkennt.

Warum Mitarbeiter gehen wollen …

Die Beweggründe für den Wunsch nach einem Jobwechsel sind vielfältig. Meist stehen fehlende Entwicklungsmöglichkeiten, mangelnde Wertschätzung oder ein schlechtes Arbeitsklima im Vordergrund. Auch Überlastung, fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben oder eine als sinnlos empfundene Tätigkeit können dazu führen, dass Mitarbeitende innerlich auf Distanz gehen.

Der Wunsch nach mehr Gehalt oder besseren Rahmenbedingungen spielt ebenfalls eine Rolle, ist aber selten der einzige Grund.

… und warum sie trotzdem bleiben

Trotz aller Unzufriedenheit bleiben viele ihren Arbeitgebern treu. Dahinter steckt mehr als Bequemlichkeit:

  • Die Angst vor finanziellen Verlusten durch vorübergehende Arbeitslosigkeit oder perspektivisch weniger Gehalt in einem neuen Job
  • Unsicherheit in Bezug auf neue Kolleginnen und Kollegen
  • Die Sorge, eine falsche Entscheidung zu treffen
  • Soziale Bindungen: Ein eingespieltes Team, geschätzte Kolleginnen oder gar Freundschaften am Arbeitsplatz wiegen oft schwerer als abstrakte Karriereziele
  • Gewohnheit

Deutsche wechseln ihren Arbeitgeber weitaus seltener als Beschäftigte anderswo auf der Welt – im Durchschnitt nur etwa alle elf Jahre. Zum Vergleich: In Großbritannien sind es fünf bis sechs Jahre, in den USA sogar nur vier bis fünf.

Ein Grund: Je länger man einem Betrieb treu bleibt, desto mehr Vorteile können winken – vom starken Kündigungsschutz über eine betriebliche Altersvorsorge bis hin zum Urlaubsanspruch. Diese Absicherungen sind in anderen Ländern deutlich schwächer ausgeprägt.

So erkennen Unternehmen innere Kündigungen

Eine innere Kündigung ist selten plötzlich da – sie entwickelt sich schleichend. Für Führungskräfte ist es daher entscheidend, feine Signale wahrzunehmen. Nachlassendes Engagement, häufige Distanz in Meetings oder ein Rückgang in der Beteiligung an Projekten können Hinweise sein.

Regelmäßige Mitarbeitergespräche, offene Feedbackkultur und die ehrliche Frage nach der Zufriedenheit helfen, Probleme sichtbar zu machen. Gleichzeitig sollten Unternehmen Strukturen schaffen, in denen Mitarbeitende ihre Entwicklung mitgestalten können und sich gesehen und wertgeschätzt fühlen.

Innere Kündigung in Zahlen

Der Gallup Engagement Index misst seit 2001 die emotionale Bindung von Angestellten zu ihren Arbeitgebern sowie den Zusammenhang dieser Bindung mit Engagement und Motivation.

2024 gaben nur neun Prozent der Befragten an, eine enge emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber zu haben – erstmals weniger als zehn Prozent. Der Anteil der innerlich Gekündigten lag bei 13 Prozent und damit wieder etwas niedriger als in den Jahren zuvor. Jeder achte Mitarbeitende hat demnach innerlich bereits gekündigt. Allerdings gaben von diesen Befragten nur 63 Prozent an, auch nach einer neuen Stelle zu suchen.

Loyalität ist nicht selbstverständlich

Dass viele Beschäftigte trotz Unzufriedenheit bleiben, ist kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Im Gegenteil: Innere Kündigungen sind ein Warnsignal und führen langfristig zu sinkender Produktivität und Motivation bei den Mitarbeitenden und, wenn es blöd läuft, zu einem Imageverlust – Werbung für die eigene Firma machen schließlich nur Menschen, die von ihrer Arbeit überzeugt sind.

Arbeitgeber sollten Loyalität daher nicht als gegeben hinnehmen, sondern aktiv daran arbeiten, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen bleiben wollen. Dazu gehören Entwicklungsperspektiven, eine Kultur der Anerkennung und echte Möglichkeiten zur Mitbestimmung.

Newsletter abonnieren

Unser kostenfreier Newsletter mit Tipps, Events und Artikeln rund um New Work, Ideenkultur und Innovation erscheint 1x pro Monat. Sie können Ihn jederzeit wieder mit einem Klick abbestellen.

Das könnte Sie auch interessieren

Negative bias positives Denken New Work Ideenkultur Feedbackkultur loben Lobkultur Fehlerkultur Neurowissenschaft moderne Arbeitswelt Innovation

Raus aus dem Negativity Bias

17. Februar 2025

Schon wieder so ein blöder Arbeitstag heute? Lassen Sie uns raten: Eigentlich fing alles ganz gut an, doch dann hagelte es Kritik an dem Bericht, für den Sie gestern noch Zusatzschichten geschoben haben. Genau genommen geht es bei dieser Kritik um eine einzelne Passage, die sich leicht ändern... mehr lesen

Housing first Metro fiftyfifty Düsseldorf Obdachlose Arbeit Projekt moderne Arbeitswelt Zukunftsmacher Zukunft derm Arbeit Hilfe

Von der Straße in die Küche: Personalgewinnung mal anders

15. Januar 2025

In Düsseldorf werden ehemalige Obdachlose zu Küchenprofis ausgebildet. Acht Männern und Frauen, die an dem Pilotprojekt teilnehmen, bietet das die Chance, (wieder) auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Reine Wohltätigkeit ist das nicht – es ist auch ein innovativer Ansatz für die... mehr lesen

Recruitment Gamification Personal HR New Work Job Bewerbung Personalmangel Mitarbeiter Ideenkultur Innovation Kultur

Frischer Wind fürs Recruiting: mit Gamification

23. Oktober 2024

Spielerisch weiterbilden, spielerisch das Team stärken, spielerisch die Kommunikation verbessern oder neue Kunden und Mitarbeitende anwerben – Gamification hat den Arbeitsalltag längst erreicht und wird in vielen Bereichen eingesetzt. Nirgends ist es aber so hilfreich wie im Recruiting. Wir... mehr lesen

co working space Home-Office Büro New Work moderne Arbeitswelt alternativer Arbeitsort Ideenkultur Personal Innovation HR Workplace Design

Wo arbeiten wir eigentlich am besten?

15. März 2025

Drei Pandemiejahre haben das Home-Office zur Norm gemacht, knapp zwei Jahre später fordern einige Arbeitgeber schon, es wieder komplett abzuschaffen. Und die Arbeitswelt? Verändert sich munter weiter. Da stellt sich die Frage: Wo arbeiten wir eigentlich am besten? Das traditionelle Büro hat an... mehr lesen