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Teamwork macht (un)glücklich

16. April 2023

Teamwork hat viele Vorteile für Unternehmen. Es erhöht Effizienz und Produktivität, bündelt und vervielfacht Wissen und kreatives Potenzial und optimiert Arbeitsabläufe. Doch was bedeutet die Zusammenarbeit eigentlich für Arbeitnehmer? Wieso arbeiten wir im Team tendenziell mehr – und gleichzeitig sogar besser? Warum ist es so problematisch, wenn wir das nicht tun? Und: Macht Teamwork glücklich?

Um diese Fragen zu beantworten, werfen wir heute einen Blick auf die psychologischen Aspekte von Teamarbeit und erklären, warum das gemeinsame Arbeiten die persönliche Arbeitsleistung beflügeln, aber auch ausbremsen kann.

Wie Teamarbeit glücklich macht

Nicht nur für Unternehmen ist Teamwork gewinnbringend. Auch Arbeitnehmer profitieren davon, wenn in Teams etwa die Arbeit aufgeteilt wird und die einzelnen Mitglieder weniger oder spezialisierte Aufgaben bearbeiten. Denn wo viele Hände anpacken, wird eine Aufgabe schneller erledigt. Und wo andere mitdenken, erhöht sich das Kreativpotenzial.

Teamwork führt außerdem zu besserer Fehlerkontrolle, weil Probleme in der Gruppe schneller erkannt und gelöst werden können. Das wiederum prägt die Fehlerkultur: Wenn Fehler sich nicht gravierend auswirken, ist man eher bereit, sie zu machen und etwas zu riskieren.

Außerdem profitieren die Teammitglieder vom transaktiven Gedächtnis: einem Wissenssystem, das die Spezialkenntnisse der Einzelnen bündelt und in dem jeder weiß, wer über welches Expertenwissen verfügt und bei Problemen helfen kann.

Alle diese Punkte wirken sich überaus positiv auf die Arbeitseinstellung aus. Die Leistungsbereitschaft erhöht sich, die Zufriedenheit steigt mit jeder gemeinsam gemeisterten Aufgabe – und letztendlich steigert das die Produktivität.

Wie Teamarbeit unglücklich macht

Zu den schlechten Nachrichten: Dieses Mehr an Produktivität macht noch nicht automatisch glücklich. Weil mit ihm ein Mehr an Arbeit einhergeht, kann es auch zu Überlastung führen und unglücklich machen.

Davor können wir uns nur bedingt schützen. Der Mere-Presence-Effekt besagt, dass Menschen schon bessere Leistungen bringen, wenn andere nur anwesend sind. Der Grund: Wir möchten uns so gut wie möglich präsentieren. Allerdings kommt dieser Effekt nur bei einfachen Aufgaben zum Tragen. Wird die Arbeitsanforderung zu komplex, können andere Anwesende den Druck erhöhen und Leistungen sogar schmälern.

Problematisch wird das vor allem dann, wenn die Leistungsfähigkeit im Team sehr unterschiedlich ist. Dann müssen Teamkollegen füreinander einspringen. Das tun wir in der Regel automatisch, aber aus den verschiedensten Motiven: Manch einer erhofft sich eigene Vorteile. Andere helfen aus altruistischen Gründen und stellen sich ganz in den Dienst des Teams. So oder so führt das zu einer mitunter erheblichen Mehrarbeit für einige wenige.

Wenn dann noch einzelne Teammitglieder ihre Leistungen bewusst herunterfahren, wird es kritisch. Dann nämlich startet eine Abwärtsspirale: Bemerkt ein anderes Teammitglied, dass jemand nur halbherzig mitarbeitet, wird die eigene Leistung auch gemindert.

Das Vertrauen im Team wird grundlegend gestört, es entstehen Konflikte und Spannungen, die im Ernstfall eskalieren und die Zusammenarbeit unmöglich machen können.

Zu viel Harmonie schadet dem Team

Apropos Konflikte: Die sind beim Teamwork durchaus erwünscht, sofern sie nicht auf persönlicher, sondern auf sachlicher Ebene ausgetragen werden.

Zu viel Homogenität oder Harmoniebedürfnis können nämlich dazu führen, dass Teams ihre Arbeit nicht mehr infrage stellen und Fehler nicht erkennen. Die Sozialpsychologie nutzt hier den Begriff des Gruppendenkens (Groupthink). Es führt letztendlich dazu, dass Teams Informationen nur noch selektiv aufnehmen – dann, wenn sie zum angenommenen Gruppenkonsens passen.

Entscheidungen werden nicht mehr reflektiert und Alternativen nicht aufgezeigt, und so verliert das Team die Fähigkeit gute Entscheidungen zu treffen. Supervision, Teambuilding oder auch die Aufnahme neuer Teammitglieder können diesem Phänomen vorbeugen.

Teamwork ist Typsache

Wie glücklich oder unglücklich Teamwork macht, ist nicht nur von den oben genannten Punkten, sondern auch von der Persönlichkeit abhängig.

Wer Bestätigung eher im Team findet oder nach Einflussnahme, Zugehörigkeit oder Geselligkeit strebt, arbeitet im Team per se motivierter als im Alleingang. Einzelgänger hingegen können von der Teamarbeit abgeschreckt sein und ihr Glück eher in der konzentrierten Einzelarbeit finden.

Und introvertierte Menschen finden es mitunter vielleicht kräftezehrend, ständig mit anderen in die Diskussion gehen zu müssen. Auch soziale Angst kann zu geminderter Leistung in der Gruppe führen.

Bisherige Erfahrungen mit Teamwork spielen ebenfalls eine Rolle: Wer oft erfahren hat, dass Teammitglieder absichtlich weniger leisten als sie könnten, ist verständlicherweise weniger begeistert von Teamarbeit.

So machen Sie Teams glücklich

Wenn ein Team oder einzelne Mitglieder im Team unglücklich sind, bedeutet das noch lange nicht das Ende der Zusammenarbeit. Auch bestehende Teams können durch Supervision, Selbstreflexion oder gezielte Maßnahmen zum Vertrauensaufbau zu einem positiven, produktiven Miteinander finden. Für nachhaltiges Teambuilding ist es nie zu spät.

Die besten Teams sind außerdem fachlich möglichst breit aufgestellt, ihre Mitglieder sind aber ähnlich leistungsfähig. Das verhindert die Entstehung von Gruppendenken und mindert gleichzeitig die Gefahr, dass einzelne sich zurücklehnen und die anderen arbeiten lassen.

Nicht zuletzt ist gutes Teamwork in hohem Maß von der Umgebung abhängig, in der es stattfinden soll. Als regelmäßige Leser unseres Blogs wissen Sie das sicher. Dennoch werden wir nicht müde zu sagen, dass das bloße Zusammensein (etwa im Großraum- oder Gruppenbüro) noch nicht zu Teamwork verleitet, sondern es eher verhindert.

Welche Arbeitsumgebungen Teams glücklich machen, erläutern wir Ihnen gerne im persönlichen Gespräch. Und wenn Sie sich vorab informieren möchten, erfahren Sie hier mehr zum Team-Office-Prinzip.

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