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Weg mit dem Chef! Oder doch nicht?

16. Januar 2022

Welche Berechtigung hat eine Führungskraft, wenn Arbeitnehmer selbst entscheiden, woran sie arbeiten? Brauchen Unternehmen Manager, wenn Hierarchien unerwünscht sind? Und wer nimmt den Chef eigentlich noch ernst, wenn der ohnehin nichts mehr zu sagen hat?

Wenn Sie als Führungskraft gerade in einer Sinnkrise stecken, können wir das gut nachvollziehen. Ein wenig Hierarchieabbau hier, ein wenig mehr Selbstorganisation da: Die Macht des Managements schwindet. Jetzt sollen Sie also dafür sorgen, dass Ihre Mitarbeiter von alleine auf gute Ideen kommen – und dann… Dann sind Sie vielleicht selbst bald überflüssig?

Entwarnung: Sie werden auch weiterhin gebraucht. Denn auch (und ganz besonders) in selbstorganisierten Unternehmen sind gute Führungskräfte unverzichtbar. Doch Sie werden sich mit einer neuen Arbeitsweise anfreunden müssen. Manager zu sein war nie einfach – und es wird nicht leichter.

Warum es ganz ohne oben nicht geht und welche Fähigkeiten die ideale Führungskraft in Zukunft mitbringen muss, erklären wir in diesem Artikel.

Das beste Team ist nur so gut wie der Trainer

Stellen Sie sich Ihr Unternehmen mal als ein Fußballteam vor: Ein ganzer Kader von Vollprofis, die auf ihren jeweiligen Positionen Spitzenleistungen bringen.

Um dauerhaft erfolgreich spielen zu können, benötigt dieser Kader aber mehr als Talent. Nämlich: eine klare Vision, stetige Talentförderung, und Fachwissen, um das Spiel kommender Gegner zu analysieren und die eigene Spielweise daran anzupassen.

Alle diese Aufgaben übernimmt der Trainer.

Und während die sichtbarste Arbeit auf dem Fußballfeld von den Sportlern erledigt wird, bleibt der Trainer die Person, bei der alle Fäden zusammenlaufen. Er motiviert, fordert heraus und fördert, beobachtet, lernt und lehrt, orchestriert, gibt Halt, hört zu und moderiert – und gibt seinen Spielern den Raum, den sie zur Entfaltung ihrer Talente benötigen.

Die Führungskraft der Zukunft ist Visionär, Coach und Experte

Ähnlich wie ein Trainer muss auch die Führungskraft der Zukunft arbeiten. Das ist – zumindest im Umstellungsprozess – mit viel Arbeit verbunden, zahlt sich aber langfristig aus. Denn selbstorganisierte Unternehmen sind innovationsfreudiger, konkurrenzfähiger und erfolgreicher im Kampf um die besten Fachkräfte.

Diese Eigenschaften sollten Führungskräfte in selbstorganisierten Unternehmen mitbringen:

  • Werden Sie zum innovativen Unternehmer und Visionär Ihres Unternehmens, indem Sie Ihren Mitarbeitern eine klare Vision vorleben und vorgeben. Wer in seiner Arbeit einen tieferen Sinn sieht, ist länger und motivierter bei der Sache. Die Vision macht es auch einfacher, das große Ganze im Blick zu behalten.
  • Bilden Sie sich stets weiter, bleiben Sie offen für neue Ideen aus der Belegschaft und darüber hinaus und etablieren Sie eine Unternehmenskultur des Wandels, in der niemand mehr Angst vorm Scheitern haben muss (auch Sie selbst nicht).
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter sich nicht mit Problemen herumärgern müssen, die den Fokus aufs Wesentliche vernebeln. Räumen Sie Stolpersteine aus dem Weg.
  • Übernehmen Sie Verantwortung dort, wo es situativ notwendig ist. Kommunizieren Sie transparent, warum Sie das tun.
  • Sorgen Sie für transparente Kommunikationsmöglichkeiten und geben Sie direktes Feedback wo benötigt.
  • Gehen Sie auf Ihre Mitarbeiter ein, fordern und fördern Sie sie positiv und befähigen Sie sie zur Selbstorganisation. Sehen Sie sich mehr als Coach oder Mentor denn als Vorgesetzter.
  • Moderieren Sie, wenn nötig – Sie sind Teil des Teams und stehen nicht darüber.
  • Vertrauen Sie ihren Mitarbeitern und scheuen Sie sich nicht davor, Verantwortung abzugeben.
  • Werden Sie zum Technologieexperten und ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern den Einsatz von digitalen Tools. Hinterfragen Sie technologische Neuerungen gleichzeitig; nicht alles ist sinnvoll.
    Erheben und nutzen Sie Daten, etwa um Prozesse zu vereinfachen oder datenbasierte Entscheidungen treffen zu können.

Das letzte Wort bleibt (meist) in der Führungsebene

Auch wenn die Verantwortung in selbstorganisierten Unternehmen auf viele Schultern verteilt ist, braucht es Führungskräfte, die Arbeits- und Innovationsprozesse begleiten. Denn in einem ganz hierarchiefreien Unternehmen käme es schnell zu Zuständigkeitsproblemen. Würde man einzig darauf setzen, dass die Mitarbeiter in allen Belangen selbst einen Konsens finden, gingen wertvolle Zeit und Flexibilität wieder verloren.

Oder würden Sie darauf warten wollen und vertrauen, dass 22 Spitzenfußballer selbst entscheiden, welche 11 von ihnen beim nächsten Spiel auf dem Platz stehen sollen? Da sind die meisten Spieler dankbar, das nicht selber bewerten zu müssen 😊

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