Sie haben noch keine Erfahrungen in der Arbeitswelt gesammelt, sind starres Lernen in einem schulischen Umfeld gewohnt und häufig noch nicht erwachsen. Die Ausbildung von Berufseinsteigern ist mühsam und zeitaufwendig.
Deshalb sind Azubis oft diejenigen, die bei Zeitdruck unliebsame Aufgaben übernehmen müssen, für deren Ausbildung jemand vom Abstellgleis geholt wurde oder die in Ideenprozessen immer vernachlässigt werden.
Wir erklären in diesem Artikel, warum Auszubildende keine billigen Arbeitskräfte sind, wie sie sinnvoll eingesetzt werden können und wie Sie es schaffen, Ihre selbst ausgebildeten Fachkräfte langfristig an das Unternehmen zu binden.
Laut Berufsbildungsbericht 2023 brechen mehr als ein Viertel (26,7 Prozent) der Auszubildenden ihre Ausbildung ab. In der Gastronomie und im Hotelgewerbe liegen die Abbruchquoten sogar deutlich höher – bei um die 50 Prozent. Gründe dafür sind meist die oben genannten.
Das ist nicht nur finanziell ein Problem, ein Abbruch kostet ein Unternehmen immerhin durchschnittlich knapp 7.000 Euro netto. Es ist vor allem ein strukturelles Problem: Im Kampf um Talente können Unternehmen es sich nicht leisten, junge Arbeitnehmer schon während oder kurz nach der Ausbildung zu verlieren.
Andersherum sind Mitarbeiter, die schon in der Ausbildung Einblick in die Arbeitsprozesse vieler Abteilungen erhalten und in einigen Bereichen gearbeitet haben, später Gold wert: Sie sind vernetzt, haben umfassende Fachkenntnisse, kennen Abläufe und eignen sich besonders gut für die Übernahme von Führungspositionen.
Gelungene Ausbildung fängt schon vor dem Berufsstart an: Mit der richtigen Wahl des Ausbildungsplatzes. Unternehmen sind hier in der Verantwortung, die Erwartungen eines potenziellen Kandidaten gegebenenfalls auch herunterzuschrauben. Wer nur tagsüber arbeiten möchte, kann noch so gut und gerne kochen: Im Restaurant ist er fehl am Platz.
Bestenfalls bekommen Bewerber die Möglichkeit, bei Interesse an einer Ausbildung beispielsweise mit motivierten Auszubildenden des letzten Lehrjahres zu sprechen. Zufriedene Azubis vermitteln ein positives, aber auch realistisches Bild der Ausbildung. Sie haben schon Berufserfahrung, können sich aber noch gut in die Situation von Schulabgängern hineinversetzen.
Sobald der Vertrag unterschrieben ist, sorgt ein durchdachter Onboarding-Prozess dafür, dass die jungen neuen Gesichter wissen, was sie im Job erwartet. Ein Ausbildungsplan mit der Übersicht über verschiedene Ausbildungsabschnitte und Lernziele sollte spätestens am ersten Arbeitstag besprochen werden.
Auch ein Mentorenprogramm erleichtert das Ankommen in der Arbeitswelt. Mentoren können außerdem jederzeit Hilfestellung geben und Ansprechpartner sein bei Fragen, die ein Azubi nicht mit anderen Mitarbeitern, den Ausbildungsleitern oder Führungskräften besprechen kann oder möchte.
Auch hierfür bieten sich ältere Azubis an, die Gedanken und Probleme der jungen Berufsanfänger gut nachempfinden können. Denkbar sind aber auch ältere Kollegen, die Lust haben, die Neuen an die Hand zu nehmen.
Nur: Home-Office ist bei all diesen Vorsätzen kontraproduktiv. Lernen passiert meist durch Zusehen und Nachmachen. Dafür braucht es eine echte Schulter, über die man schauen kann. Digital funktioniert das nicht. Darum ist es wichtig, dass neben den Azubis auch die Personen im Büro/Betrieb sind, die ihr Wissen weitergeben sollen.
Fachkräfte müssen ausgebildet werden und das kostet personelle Ressourcen. „Learning by Doing“ ist zwar in Ordnung, aber die Ausbildung darf nicht nebenbei passieren. Azubis Vertrauen zu schenken und Verantwortung zu übertragen ist zwar wichtig für Selbstbewusstsein und Arbeitsmotivation. Es braucht aber immer jemanden, der die Arbeit im Hintergrund zielorientiert begleitet.
Eine Ausbildung an vielen verschiedenen (Wahl)-Stationen ist zeitaufwändig, zahlt sich aber später aus. Und je mehr Zeit bereits direkt zu Beginn in Azubis investiert wird, desto besser kann der Nachwuchs danach für Entlastung sorgen.
Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Ausbildungsleitern zu. Sie sollten mit Spaß bei der Sache sein, ihren Schützlingen Feedback geben, und Ausbildungspläne individuell auf deren Bedürfnisse anpassen. Je nach Anzahl der Azubis ist das übrigens ein Vollzeitjob.
Und auch diese Arbeit lohnt sich. Sie gibt den Azubis Sicherheit und hilft ihnen, die eigenen Talente zu entdecken und zu entfalten.
Fällt Ihnen vielleicht etwas ein, das Azubis von heute vielen Ihrer älteren Mitarbeiter voraushaben? Genau. Als Digital Natives sind sie zum Beispiel bestens geeignet, alles, was im Unternehmen digital passiert, auf Verbesserungspotential zu überprüfen. Wer Interesse zeigt, sollte darum auch gehört werden, egal wie viel Arbeitserfahrung er mitbringt.
Erwarten auch Sie Anfang August einen neuen Azubi-Jahrgang? Dann drücken wir alle Daumen, dass der potenzielle Fachkräfte-Nachwuchs motiviert ins Berufsleben startet und sich die Begeisterung für den gewählten Job beibehält.
Sie haben es mit in der Hand: Bieten Sie Ihnen ein wertschätzendes Arbeitsklima und Möglichkeiten zur individuellen Qualifizierung, eröffnen Sie Zukunftsperspektiven, binden Sie Ihre Azubis in Entscheidungsprozesse ein und geben Sie Ihnen einen Vertrauensvorschuss und das Gefühl, willkommen zu sein!
Übrigens: Jugendliche denken anders als Erwachsene: Deutlich unvoreingenommener und kreativer nämlich. Auch deshalb sollten Sie Ihre Azubis unbedingt in Kreativprozesse einbinden!
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